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Wiener Geflecht – Mehr als Rattan!

Die Chancen, dass Sie bereits unverhofft auf Wiener Geflecht Platz genommen haben, stehen der Statistik nach nicht schlecht. Der Stoff, auf dem klassisch-traditionelle Möbelträume sind, ist aus der Möbel- und Designkultur nicht wegzudenken. Dekade um Dekade stützt und verfeinert das Handwerkszeug aus Peddigrohrgeflecht Stühle, Bänke und Hocker.

Die letzte Evolutionsstufe der echten Korbflechterei ist in vielen Teilen Europas ein traditionelles Handwerk und nicht nur Kulturschatz. Praktisch, hübsch und kulturell sind Sitzmöbel aus massivem Holzanteil und einer Sitzfläche aus Wiener Geflecht allemal! Zusätzlich sind diese eine echte Zeitreise in die Vergangenheit und ein Beispiel für eine handwerkliche Meisterleistung.

Wer den eigenen vier Wänden gerne eine Prise Wiener Kaffeehaus-Flaire verleihen oder der heimischen Tafel den Glanz der k. und k. Zeit einflößen möchte, dem sei Wiener Geflecht wärmstens ans Herzen gelegt. 
 

Was ist Wiener Geflecht?

Wiener Geflecht – bereits der Name trägt Bedeutung in sich. Wien die Hauptstadt der k. und k. Monarchie. Wien, der Nabel der Kaffeehaus-Welt, und - nicht zu vergessen - die Kulisse der kultigen Sissi-Verfilmung.

Wer durch Wien schlendert, der erhascht einen Blick in die goldene Vergangenheit der österreichischen Monarchie. Wer mit Wiener Geflecht einrichtet, der holt sich diese Vergangenheit ins eigene Zuhause.

Die Flechterei ist wohl eines der ältesten Kunsthandwerke unserer Zeit. Bereits im 17. Jahrhundert wurden verschiedenste Materialien miteinander verflochten. Die „erste Generation“ an Geflechten bestand noch aus heimischen Produkten. Hierbei standen vor allem Weiden und Binsen im Fokus der Flechter.

Spätestens mit den Importen aus den Kolonien begann die große Zeit des Flechtens.  
Rattan oder eben Peddingrohr aus Übersee war der Katalysator für eine ganze Heerschar aus Möbeln und Accessoires.

Der Stamm der Rattanpalme überzeugte durch handwerkliche Vorteile und ein Ambiente, welches als sehr ansehnlich und über die Maßen modern erachtet wurde. Binnen kürzester Zeit wurde Rattan zum „Allheilmittel“ in Sachen Möbelfertigung. Von der Sitz- und Rückenfläche eines Stuhls, über die Türen eines Schranks bis hin zur Stirnseite des opulenten Bettes – Rattan war stets mit an Bord.
 
Das Wiener Geflecht ist eine besondere Form des Flechtens. Das Endergebnis ist eine aus sechs Strängen geflochtene Form, die durch das Aufeinandertreffen von Längs-, Quer- und Diagonalverbindungen entsteht.

Grundlage ist eine gitterförmige Grundstruktur, die durch die diagonalen Rohrstränge miteinander verbunden werden. Die daraus entstehenden „Achtecke“ sind der typische Look des Wiener Geflechts und seit Jahrhunderten das Wiedererkennungsmerkmal von hochwertigen Rattan-Stühlen mit besonderem historischem Wert.

 

Die Herstellung im Detail – Handwerkskunst und Industrialisierung

In den „frühen“ Jahren war das Rohrflechten pures Handwerk. Flechten ist nichts anders als die regelmäßige Inneinanderschlingung mehrerer biegsamer Materialien. Andres als beim Weben wird hierbei jedoch nicht rechtwinklig zueinander geführt.

Das Handwerk „Flechten“ ist nichts weniger als ein epochaler Schritt der Menschheitsgeschichte. Die philosophische Schönheit der Verbindung mehrerer schwächerer Einzelfasern zu einem Geflecht lassen wir an dieser Stelle unkommentiert wirken.

Das Flechthandwerk ist nicht nur in Österreich als Kulturerbe anerkannt! Seit 2016 ist dieses Kunsthandwerk ebenso im Bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes eingetragen.

Auch wenn es in anderen Gewerken die Verknüpfung einzelner Fasern gibt (z.B. in der Schmiedekunst, welche ebenso gleiche Stahlstränge im glühenden Zustand miteinander verbindet.) Der „Verkaufsschlager“ bleibt das Wiener Geflecht und andere Rattan-Flechtarten.

Was in vergangenen Tagen noch mühevoll und vor allem per Hand gefertigt wurde, ist in der Moderne der erste Entwurf der industriellen Möbelfertigung.

In Zeiten des Historismus traf die alte Welt (in Form der echten Handwerkskunst) auf die neue Welt (die industrielle Möbelfertigung). In dieser Epoche des 20. Jahrhunderts wurden die fertigen, industriell-gefertigten Stühle (als Beispielmöbelstück) mit den jeweiligen Lehnen in mühevoller Handarbeit beflochten. Die Fasern wurden (meist von Heimarbeiterinnen) fix mit dem Möbelstück verbunden.

Die moderne Version des Wiener Geflechts ist heutzutage als „fertige“ Meterware erhältlich und wird häufig nur noch verklebt. Doch selbst für hochwertige Originalstühle bietet das Netz inzwischen fertige und relativ günstige Reparatur-Kits für den Ernstfall.

Für Handwerksprojekte und DIY-Tests ist die Verklebung eine sinnvolle Möglichkeit, ein Gefühl für das Material zu erhalten und einen Look in den eigenen vier Wänden zu testen.
Das „echte“ Handwerk und das stabil am Stuhl verbundene Wiener Geflecht überzeugt nicht nur durch ein einzigartiges Look&Feel, diese Handwerkskunst überzeugt ebenso durch eine weitaus längere Haltbarkeit.
 

Der Wiener Stuhl – ein Klassiker

Ein oder vielleicht sogar DER Klassiker des „Wiener Stuhls“ stammt aus dem Hause Thonet. Das 1819 gegründete Familienunternehmen brachte mit dem Modell Nummer 14 ein Bugholzmöbel auf den Markt, welches wie kein zweiter Stuhl das Flair eines Wiener Kaffeehauses ausstrahlte.

Zahllos zitiert, zig-fach fotografiert oder gezeichnet ist dieser leicht-lockere Begleiter gleichwohl stilvoll als auch streng. Die Robustheit des Möbelstücks – und somit die Robustheit des Materials Wiener Geflecht – ist inzwischen von sprichwörtlicher Natur. Seit 1862 ist das Modell 14 stilprägend für Generationen von Stühlen, Bänken und Hockern.

Die Kombination aus gebogenem Massivholz und Wiener Geflecht ist heute noch Leuchtfeuer für Designer und Konstrukteure. Stellvertretend für viele andere Bugholzstühle ist dieses Modell beispielhaft für neue Materialen, neue Fertigungsmethoden und eine richtungsweisende Art Möbel zu designen und zu fertigen.